Einzigartiges Frauen-Empowerment in Osttimor
Kesuma Saddak ist Länderreferentin für Osttimor und Sri Lanka bei Misereor. Im Interview mit unserer Redakteurin stellt sie ihr Lieblingsprojekt vor und erzählt, warum ihr…
Das Leben von Mädchen und Frauen in Timor-Leste ist oftmals geprägt von Unterdrückung, sozialer Ausgrenzung und Abhängigkeit von den männlichen Familienmitgliedern. Das Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten, ist kaum möglich. Häufig fehlt es an Schul- und Berufsbildung.
Doch die jungen Frauen ergreifen ihre Chance, wenn sie sich ihnen bietet.
Cecilia steht für viele Frauen in Timor-Leste. Ihr großer Traum war, nach dem Schulabschluss Medizin zu studieren. Aber ihre Mutter konnte das Geld dafür nicht aufbringen. So musste sich Cecilia von diesem Traum verabschieden. Aber jetzt greift sie nach einer neuen Chance. Ihr zweiter Traum ist eine kleine Schneiderei.
Diesen Traum zu verwirklichen, hilft ihr CTID in Baucau. In einem elfmonatigen Ausbildungskurs zur Schneiderin oder Köchin lernt sie gemeinsam mit rund 50 weiteren jungen Frauen auch Englisch, Portugiesisch, Stickerei, Wissenswertes über gesunde Ernährung. Nach der Ausbildung begleitet CTID die Absolventinnen weiter, unterstützt sie in der beruflichen Fortbildung, vermittelt Arbeitsstellen und stellt Kredite zur Gründung eines kleinen Unternehmens zur Verfügung. So hat sich Cecilia auch die Gründung einer kleinen Schneiderei zum Ziel gesetzt: „Die schwere Traurigkeit ist verschwunden, weil ich wieder Hoffnung habe, denn jetzt gibt es eine Zukunft.“
Wenn man nicht gelernt hat seine Stimme zu gebrauchen, setzt sich die Unterdrückung auch in der Partnerschaft fort. Die Seraphine Foundation ermöglicht Frauen eine Berufsausbildung, sie hilft ihnen aber auch dabei, ihre Persönlichkeit zu stärken, zum Beispiel durch Kurse zum „Sprechen in der Öffentlichkeit“. Hier wird auch ein Augenmerk auf Körpersprache, Augenkontakt mit seinem Gesprächspartner und andere Techniken gelegt. Bei gemeinsamen Aktivitäten beginnen sie sich langsam zu öffnen.
Leopoldina litt jahrelang unter häuslicher Gewalt, bis ihr die Flucht vor ihrem Ehemann gelang. Als sie ein Kind unter all der Prügel verlor, nahm sie ihre fünf Kinder und flüchtete in ein Frauenhaus. So lebt die kleine Familie nun in einem Frauenhaus von FOKUPERS in der Hauptstadt Dili. Hier kommt sie zur Ruhe und Leopoldina hat den Mut gefasst, ihren Ehemann anzuklagen. Nun hofft sie auf ein schnelles Urteil, um zurückzukehren in eine neue Zukunft. Für die junge Landwirtin ist das Leben auf engem Raum, ohne die Arbeit auf dem Feld, eine zusätzliche Strafe nach all der Qual. Aber sie nutzt die Zeit, zu gesunden. Die Therapieangebote helfen ihr dabei, eine neue Lebensperspektive zu entwickeln. Für sich und ihre Kinder.
Schutz zu finden, etwas zu lernen, eine Fertigkeit zu perfektionieren ist das eine. Das, was die Arbeit unserer Partner jedoch in den Mädchen und Frauen auslöst, ist noch viel mehr. Viele Frauen in Timor-Leste sind sehr introvertiert. Sie haben oft Angst und kaum Selbstvertrauen, in ihren Heimatdörfern sind sie häufig Menschen zweiter Klasse.
Aus diesem Grund wagen viele Frauen erst nach Jahren der Gewalt die Flucht wagen. Dank Fokupers arbeiten sie dann ihre Vergangenheit auf: in Therapiesitzungen und vor Gericht.
Um die Frauen in der Gesellschaft zu stärken, damit Abhängigkeit und Hierarchien in der Beziehung gar nicht erst auftreten, sind Ausbildungsprogramme wie die der Seraphine Foundation und CTID so wichtig. Das gute Miteinander und das Sammeln von positiven Erfahrungen mit Männern, leistet einen Beitrag zu einem Wandel in der Gesellschaft.
"CTID öffnet Türen für junge Frauen im ganzen Land. Es gibt so viele Beispiele von jungen Frauen, die heute ihren eigenen Weg gehen und unabhängig werden. Sie können ihre Familie ernähren und sich entfalten."
Manuela Sousa de Jesus, Absolventin und Schneidereilehrerin bei CTID
Misereor ist wegen Förderung der Entwicklungszusammenarbeit nach dem letzten uns zugegangenen Freistellungsbescheid des Finanzamtes Aachen-Stadt, Steuer-Nummer 201/5900/5748,nach § 5 Abs.1 Nr. 9 des Körperschaftssteuergesetzes von der Körperschaftssteuer befreit.
Fokupers – The Communication Forum for East Timorese Women ist seit 1997 als Kommunikationsnetzwerk für Frauen in Timor-Leste aktiv. Die Organisation arbeitet im Bereich Lobby- und Advocacy zu Frauenrechtsthemen und bietet konkrete Hilfe für Frauen und ihre Kinder an, die häusliche oder sexuelle Gewalt erfahren haben.
Das Centro Treino Integral e Desenvolvimento Colegio (CTID) in Baucau schult junge Frauen vom Land, die sich keine weiterführende Schule oder berufliche Bildung leisten können. In zwölfmonatigen Kursen werden sie für Führungsaufgaben und unternehmerische Tätigkeiten im ländlichen Raum qualifiziert. Die Organisation bietet zudem eine Ausbildung im Hotel- und Restaurantmanagement an.
Die Seraphine Foundation unterhält in Lospalos ein Ausbildungszentrum. Die berufliche Bildung junger Erwachsener, insbesondere junger Frauen ist für die Sicherung einer friedlichen, demokratischen Entwicklung des Landes. Die Mädchen und jungen Frauen, die an verschiedenen Kursen teilnehmen, sind entweder Schulabbrecherinnen oder noch nie zur Schule gegangen.
Es kommt vor, dass für ein Spendenprojekt mehr Spenden eingehen, als Misereor bewilligt hat. Spendenprojekte stehen beispielhaft für die Arbeit in den von Misereor geförderten Projekten weltweit. Sollte das Spendenaufkommen höher als die Summe sein, die Misereor mit den Projektträgern vereinbart hat, schreiben wir deshalb den Überschuss Projekten mit ähnlichem Konzept gut.
Kommentare unserer Spenderinnen und Spender
Am Quasimodogeniti-Sonntag einen herzlichen Oster-Gruß an unsere Glaubensschwestern und -brüder in Osttimur: ICS!
+MMM+Gesegnete Ostern nach Osttimor - ICS!
+MMM+Die Kraft Gottes ist in dir mächtig Maria und in alle Frauen
Einen weihnachtlichen Dreikönigsgruß den Glaubensschwestern in Osttimor! ICS
MMMHier möchte ich ein Zeichen setzen, nachdem von AfD-Kreisen der Ausspruch kam "kein Cent mehr für Misereor" nachdem sich Misereor gegen die AfD ausgesprochen hat
Jürgen Muck