Geschichte
Von der einmaligen Aktion zum größten katholischen Entwicklungswerk der Welt. Die Meilensteine der Misereor-Geschichte zeigen den Wandel aber auch eine zentrale Konstante: Misereor steht an der Seite der arm gemachten Menschen unserer Einen Welt.
Meilensteine der Misereor Geschichte
1958

Nach den Mangeljahren der Nachkriegszeit und der währenddessen erfahrenen internationalen Hilfsbereitschaft wächst in der katholischen Kirche in der Bundesrepublik Deutschland der Wunsch, selbst international zu helfen. Der Kölner Erzbischof Kardinal Frings greift dies auf und ruft auf der deutschen Bischofskonferenz 1958 in Fulda zu einer Fastenkollekte im Jahr 1959 gegen „Hunger und Aussatz“ in aller Welt auf. Der Erfolg ist mit einer Summe von über 34 Millionen DM überwältigend und legt den Grundstein für das 1967 zur dauerhaften Institution erhobene Werk Misereor.
1968
Nicht nur in der Bundesrepublik Deutschland, sondern auch in der Deutschen Demokratischen Republik leben Katholikinnen und Katholiken mit dem Wunsch sich international solidarisch zu engagieren. Von den westdeutschen Diözesen und dem Werk Misereor durch den Eisernen Vorhang des Kalten Krieges abgeschnitten starten sie eine eigene Kollekte unter dem Namen „Not in der Welt“ aus der 1970 ein gleichnamiges eigenes Hilfswerk entsteht. Unter schwierigsten Bedingungen leistet dieses vorbildliches und wird 1991 mit Misereor zusammengeführt um die katholischen Anstrengungen im wiedervereinten Deutschland zu bündeln.

1975

Nach Vorbildern aus dem europäischen Ausland war in der Bundesrepublik Deutschland ab 1970 eine ökumenische Bewegung zum Fairen Handel herangewachsen. In einem wachsenden Netz von Aktionsgruppen und Weltläden verkaufte diese Konsumgüter wie Kaffee, Tee oder Gewürze. Zur besseren Organisation gründen Vertreter der evangelischen Kirche, das katholische Werk Misereor und die Vertretung der Weltläden 1975 die GEPA. In den kommenden Jahren wird diese zum größten europäischen Importeur des Fairen Handels und schafft es fair gehandelte Produkte einem breiten Publikum bekannt zu machen.
1983
Mit der Fastenaktion dieses Jahres unter dem Motto „Ich will ein Mensch sein“ und dem Partnerland Südafrika positioniert sich Misereor endgültig als politisches Werk an der Seite der Armen und Unterdrückten. In Südafrika herrscht damals das rassistische System der Apartheid, welches Menschen dunkler Hautfarbe diskriminiert. Da Südafrika aber strategischer Verbündeter des Westens während des Kalten Krieges ist, ist Kritik am südafrikanischen Regime politisch unerwünscht. Misereor prangert dennoch die dortigen Menschenrechtsverletzungen energisch an und kämpft den folgenden Kampf der Meinungen konsequent aus.

1996

Nach einer bereits 1995 erschienen Kurzfassung veröffentlichen Misereor und der BUND in diesem Jahr gemeinsam die ausführliche Fassung der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland – Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung“. Diese, durchgeführt vom „Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie“, war die erste wissenschaftlich fundierte Nachhaltigkeitsstrategie in Deutschland und rechnete den übermäßigen Raubbau der deutschen Konsumgesellschaft an den begrenzten Ressourcen des Planeten schonungslos vor. Die folgende gesellschaftliche Diskussion wurde heftig und engagiert geführt und führte zur Formulierung erster nationaler Nachhaltigkeitsstrategien.
2003
Misereor startet die bis heute laufende Kampagne „Mit 2€ helfen“ zur Gewinnung von Dauerspendern. Ausgangspunkt war die Frage, wie man grade als junger Mensch mit kleinem Einkommen sinnvoll helfen kann. Unsere Antwort war, dass schon kleine Spendenbeträge die Welt besser machen können, wenn sie regelmäßig, gezielt eingesetzt werden und viele Menschen mitmachen. Die aus der Aktion erwachsene Gemeinschaft der 2 Euro Spenderinnen und Spender verzichtet bewusst regelmäßig auf Kleinigkeiten wie einen Milchkaffe, eine Tüte Pommes oder zwei Kugeln Eis um diesen Verzicht über Misereor direkt Kinder- und Jugendprojekten im Globalen Süden zugutekommen zu lassen.

2018

Seit dem Aufruf zur ersten Fastenaktion sind in diesem Jahr 60 Jahre vergangen. Aus einem kleinen Haufen von sieben Mitarbeitenden 1959 sind über 300 Kolleginnen und Kollegen in Aachen, Berlin und München geworden. Weiterhin setzt sich Misereor unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht und Religion für die Menschen ein, denen das Recht auf ein Leben in Würde, Freiheit und ausreichender und gesunder Versorgung verwehrt bleibt. Unverändert basiert unsere Arbeit auf der Hilfe zur Selbsthilfe und unterstützt die Armen dabei, sich mit eigener Kraft aus Not und Ungerechtigkeit zu befreien.
Misereor Chronik
Hier finden Sie die ausführliche Misereor Chronik zum Download
Chronik herunterladen (PDF)Plakate der Misereor-Fastenaktion
Die ersten Plakate von Misereor thematisieren Hunger und Not sehr konkret, mit teils schockierenden Bildern. Sie appellieren an das Mitleid der Menschen, die sich aufgrund ihrer eigenen Hungererfahrung in der Nachkriegszeit besonders zur Hilfe verpflichtet fühlten.
Armut, Hunger und Krankheit werden zunehmend als Folge von Ungerechtigkeit und Krieg verstanden wird. Entsprechend werden Gerechtigkeit und Friede als Voraussetzung für eine wirksame Entwicklungshilfe thematisiert. Die Werbekampagnen appellieren an die Mitverantwortung des reichen Nordens für die Armut des Südens.
Der Ruf nach mehr Gerechtigkeit in der Welt bleibt auch im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts eine zentrale Botschaft der Plakate. Dabei soll denen eine Stimme gegeben werden, die sonst nicht gehört werden. Gleichzeitig wird aufgezeigt, wie die westliche Lebensweise die schlechteren Lebensbedingungen in ärmeren Teilen der Welt mit verursacht.

Rede zur Gründung
Rede von Joseph Kardinal Frings zur Gründung von Misereor
Fulda, 19.-21. August 1958
Fastenaktionen seit 1959
Hier finden Sie eine Auflistung aller Fastenaktionen seit 1959 mit Bild und Leitwort.
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