Misereor
Suche schließen
Suchen nach:
    Top-Ergebnisse:
      Suchen in:

      Empfehlungen der Redaktion:
      Ein Mann schiebt eine Schubkarre an brennenden Reifen vorbei, während er den Rücktritt von Premierminister Ariel Henry fordert, in Port-au-Prince, Haiti © Odelyn Joseph/picture alliance
      © Odelyn Joseph/picture alliance
      Aachen, 12. März 2024

      Haiti: Politische Krise verschärft Hunger

      (Aachen, 12. März 2024) Nach der maßlosen Eskalation der Gewalt in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince unterstützt Misereor mit 50.000 Euro seine dortigen Partnerorganisationen Caritas Port-au-Prince und die Stiftung Zanmi Timoun bei der Organisation von Überlebenshilfen für die in Not geratene Bevölkerung. Benötigt werden aktuell vor allem Nahrungsmittel und Hygieneartikel. Die Regierung des Karibikstaates rief den Ausnahmezustand bis Ende März aus.  

      Anfang des Monats hatten bewaffnete Banden bei einem Angriff auf das Nationalgefängnis mehr als 3.000 Inhaftierte befreit, aus einer weiteren Haftanstalt flohen mehr als 1.000 Insassen. Haiti steckt seit Jahren in einer schweren Krise, die sich neben Bandengewalt auch durch politische Instabilität und wirtschaftliche Not auszeichnet. In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl der auf humanitäre Hilfe angewiesenen Menschen in dem Land nach UN-Angaben verdoppelt.

      Krankenhaus geplündert und verwüstet

      In einem Bericht der Caritas aus der haitianischen Hauptstadt heißt es, aufgrund der brutalen Gewalt krimineller Banden seien immer mehr Menschen innerhalb des Landes auf der Flucht und zum Teil obdachlos. Zudem haben Millionen Menschen nicht genug zu essen. Hintergrund dafür sind unter anderem die Blockade von Lebensmitteltransporten durch die Banden. Zudem wird der Handel mit Nahrungsmitteln in der Hauptstadt erschwert, die Preise etwa für Reis und Bohnen sind extrem angestiegen. Große Probleme gibt es auch in anderen Bereichen der Daseinsvorsorge: So können große Teile der Bevölkerung in Port-au-Prince nicht angemessen medizinisch behandelt werden und leiden unter Mängeln in der Sanitärversorgung. Das größte Krankenhaus des Landes müsse seinen Betrieb auf Notfallversorgung beschränken, ein anderes sei komplett geplündert und verwüstet worden, heißt es seitens der Caritas. Barbara Albrecht, Länderreferentin für Haiti bei Misereor, schlägt Alarm: „Nach Zahlen der Vereinten Nationen hat der Hunger ein Rekordniveau erreicht. 4,9 Millionen Menschen, also fast die Hälfte der haitianischen Bevölkerung, sind von mangelnder Versorgung mit Nahrungsmitteln betroffen. Davon sind 1,8 Millionen Menschen akut von einer ernsten Ernährungskrise bedroht.“ Ende des vergangenen Jahres seien mehr als 300.000 Menschen intern vertrieben worden, beklagt die Misereor-Expertin. Die Banden verfügen nach Angaben von Albrecht mittlerweile über mehr Macht und Waffen als die Polizei. Sie haben sich zusammengeschlossen, um den Rücktritt des nicht demokratisch gewählten Interimspremierministers Ariel Henry zu erzwingen. Gestern kündigte Henry tatsächlich seinen Rücktritt unmittelbar nach der Aufstellung einer Übergangsregierung an.

      Zahlreiche Gefahren nach Flucht

      Fedeline Estinphil, Projekt-Managerin bei der Misereor-Partnerorganisation Zanmi Timoun, berichtet, tausende Familien seien dazu gezwungen worden, aus den von bewaffneten Banden kontrollierten Gebieten zu fliehen, um ihr Leben zu retten. „Sie mussten ihr persönliches Hab und Gut zurücklassen. Die schwächsten Mitglieder dieser Familien, darunter Säuglinge, Kinder, Menschen mit Behinderungen, Schwangere und Menschen mit Atemwegserkrankungen, sind zahlreichen Gefahren ausgesetzt, wie sexueller Ausbeutung, körperlicher Gewalt, unhygienischen Bedingungen, Mangel an Nahrung und sauberem Trinkwasser.“

      „Haiti befindet sich in einer Krise, die bisher in diesem Maße einzigartig ist“, sagt Barbara Albrecht. „Die Bevölkerung des Karibikstaats ist auf internationale Solidarität dringend angewiesen. Misereor appelliert an die karibische Gemeinschaft CARICOM, die lateinamerikanischen Staaten, aber auch Europa, internationale Bemühungen um eine Befriedung des Landes und ein Ende der Gewalt tatkräftig zu unterstützen.“

      Zurück

      Kontakt

      Weitere Informationen