Gefährliche Doppelmoral beim Export von Pestiziden.
Larissa Bombardi ist Professorin für Geographie an der Universität von Sao Paulo, Brasilien. Eigentlich. Denn seit sie ihre Forschungsergebnisse – ein Vergleich des Pestizideinsatzes…
Hochgefährliche Pestizide, die in der EU verboten sind, kommen weiterhin in anderen Ländern unserer Welt zum Einsatz. Einige dieser Pestizide werden in Deutschland hergestellt und dann exportiert. Als Teil einer weltweiten Bewegung setzten wir uns für eine Ende dieser doppelten Standards ein.
In Ländern wie Brasilien, Südafrika, oder Bangladesch werden Menschen krank und Kinder kommen missgebildet zur Welt: Sie arbeiten als Landarbeiter*innen, Kleinbäuerinnen und -bauern oder leben in der Nähe von Feldern oder Plantagen und sind somit hochgiftigen Pestiziden ausgesetzt.
Das Problem: In Ländern des globalen Südens werden gefährliche Pestizide vermarktet, die in der EU nicht (mehr) zum Einsatz kommen dürfen, da sie für Menschen und / oder die Umwelt schädlich sind. Auch deutsche Unternehmen, allen voran Bayer und BASF, machen von diesen ungleichen Standards Profit und exportieren bei uns verbotene Pestizide und Pestizidwirkstoffe in Länder, wo Pestizide weniger streng reguliert werden. Fast 10.000 Tonnen solcher hochgefährlicher Pestizide haben die deutschen Hersteller in den Jahren 2018 und 2019 exportiert.
Unter anderem tragen diese Pestizide dazu bei, dass jedes Jahr circa 385 Millionen Menschen eine Pestizidvergiftung erleiden. Der Großteil der Betroffenen sind in der Landwirtschaft beschäftigte Menschen im globalen Süden. Ein Grund dafür ist, dass die vorgeschriebene, ordnungsgemäße Anwendung der Pestizide in vielen Fällen nicht gewährleistet werden kann. Oft ist keine Schutzkleidung vorhanden, Warnhinweise fehlen auf Etiketten oder sind nicht in lokale Sprachen übersetzt, die gefährlichen Stoffe werden per Flugzeug versprüht und mit dem Wind fortgetragen, oder sie gelangen ins Grundwasser. Es werden zu große Mengen an Pestiziden ausgebracht und Mindestabstände zu Siedlungen, Gewässern, indigenen Territorien nicht respektiert. Und immer wieder kommt es vor, dass Pestizide zur Vertreibung von indigenen Gemeinschaften oder Landlosen eingesetzt werden.
Beim Austragen der Pestizide mit Hilfe von Flugzeugen werden die giftigen Stoffe durch den Wind schnell hunderte Meter weit verteilt - und treffen so Gebiete, die gar nicht besprüht werden sollten.
© Tiago Firmino Boaven / Wikimedia Commons
© Misereor
PAN (2012): Highly hazardous pesticides from BASF, Bayer, and Syngenta! Results of an international Investigation; PAN (2010): Communities in Peril: Global report on health impacts of pesticide use in agriculture
© Misereor
Zu den hochgefährlichen Wirkstoffen zählen zum Beispiel Cyanamid und Propineb, die schädlich für Organe und Atemwege und sehr giftig für Wasserorganismen sind. Cynamid steht außerdem im Verdacht, Krebs sowie Schäden am ungeborenen Kind zu verursachen. Cynamid wurde im Jahr 2018 in großen Mengen, mehr als 2.500 Tonnen, von Deutschland nach Brasilien ausgeführt.
Auch große deutsche Konzerne profitieren vom mangelndem Verbraucher- und Umweltschutz in anderen Ländern. Sie exportieren ihre gefährlichen Produkte und machen dabei satte Gewinne. Ein doppelter Standard, den unsere Partnerorganisationen seit vielen Jahre anprangern und von ihren Regierungen fordern, dieses schädliche Geschäft mit besseren Gesetzen zu beenden. Sie stellen sich mutig gegen Unternehmen, Großgrundbesitzer und ihre Handlanger – die mit Einschüchterung und Gewalt den Widerstand brechen wollen.
Wir stehen an der Seite unser Partnerorganisationen und setzt uns in Deutschland für ein Ende der doppelten Standards ein. Denn die Gesetzeslücke bedeutet fortgesetztes Leid von Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten oder in der Nähe von Sojafeldern, Südfrucht- oder Teeplantagen leben. Und sie ist kurzsichtig, weil die gefährlichen Giftstoffe über genau diese Lebensmittel auch in unseren Bäuchen landen.
Die deutschen Pestizidhersteller Bayer und BASF vertreiben in Südafrika und in Brasilien eine…
Die deutschen Pestizidhersteller Bayer und BASF vertreiben in Südafrika und in Brasilien eine Vielzahl von Pestizidwirkstoffen, die in der EU nicht genehmigt sind, weil sie für Mensch und Natur schädlich sind. Es handelt sich um ein unter menschenrechtlichen Gesichtspunkten fragwürdiges Geschäft mit so genannten Doppelstandards. Die Broschüre zeigt Fälle von indigene Gemeinden in Brasilien und Farmarbeiter*innen in Südafrika, deren Gesundheit durch Pestizideinsätze gefährdet ist.
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Kommentare unserer Spenderinnen und Spender
Ohne Gesetze werden Menschenrechte wohl immer dem Profit untergeordnet. deshalb brauchen wir entsprechende Gesetze!
B. GlaabOhne Gesetze werden Menschenrechte wohl immer dem Profit untergeordnet. deshalb brauchen wir entsprechende Gesetze!
B. Glaabein kleiner Beitrag gegen eine große Ungerechtigkeit
Wir können gemeinsam viel erreichen!
Kurt C.Bitte alles dafür tun, dass Kinderarbeit verhindert wird und sie stattdessen in die Schule gehen können!
Politische Arbeit für Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit ist - gerade im kirchlichen Bereich - unabdingbar.
Alfons Schulte