Misereor
Suche schließen
Suchen nach:
    Top-Ergebnisse:
      Suchen in:

      Empfehlungen der Redaktion:
      Landschaft
      © Picture Alliance
      Aachen, 13. Juni 2023

      Palästinensische Beduinen-Dörfer benachteiligt

      (Aachen, 13. Juni 2023) Das katholische Werk für Entwicklungszusammenarbeit Misereor kritisiert die systematische Benachteiligung palästinensischer Dörfer in der Negev-Wüste im Süden Israels, die von der Regierung in Jerusalem offiziell nicht anerkannt werden. Die genannten Ortschaften müssen bei der Bereitstellung von Infrastruktur und Energie im Vergleich zur übrigen Bevölkerung des Landes mit niedrigeren Standards auskommen. Dies betrifft neben dem Zugang zu Land die Versorgung mit Wasser und Energie, aber auch den Zugang zu adäquaten Bildungsmöglichkeiten. Misereor fordert die Gleichberechtigung der betroffenen Palästinenser*innen.

      Eine aktuelle Studie der Galilee Society und des Heschel Center für Nachhaltigkeit bestätigt die Problematik der nicht-anerkannten Dörfer in Israel: „Wir untersuchten das Gebiet in der Negev-Wüste. Die Negev ist hauptsächlich von Beduinen-Gemeinschaften bevölkert, bei denen es sich um einheimische Palästinenser*innen handelt, also jene, die nicht in den besetzten Gebieten, sondern in Israel selbst leben. Seit Generationen praktizieren diese Menschen eine meist nomadische Lebensweise, wodurch der Besitz von Land schwer dokumentierbar ist. Weil die erwähnte palästinensische Minderheit den Besitz von Landflächen nicht nachweisen kann, werden die Ortschaften vom israelischen Staat nicht anerkannt“, berichtet Amira Arraf, Direktorin des Zentrums für Umweltgerechtigkeit der Galilee Society, einer von Misereor geförderten Partnerorganisation in Israel. Arraf befindet sich derzeit auf einer Lobbytour in Deutschland und der EU.  

      Auf der Landkarte nicht verzeichnet 

      „350.000 Menschen leben in den nicht-anerkannten Dörfern. Da die Ortschaften aus staatlicher Sicht nicht legal sind, existieren sie offiziell nicht. Wenn Sie eine Karte von Israel anschauen, werden sie viele Städte und Dörfer sehen, aber diese Dörfer sind auf der Karte nicht zu finden“, so Arraf. Dies verhindere eine angemessene Entwicklung der Ortschaften: „Stellen Sie sich einen Ort vor, der nicht an die Wasserversorgung angeschlossen ist, keine Rohre hat, keinen Strom, keine Grundversorgung, keine Hilfszentren, nichts.“ 

      Die von Misereor finanzierte Studie bestätigt die Diskriminierung der dort lebenden Palästinenser*innen, vor allem im Hinblick auf den Zugang zu Energie: Zurzeit sind 47 palästinensische Beduinen-Dörfer im Süden Israels vom Stromnetz getrennt. Die Versorgung mit Ressourcen und Finanzmitteln für Solarenergieprojekte wird mangels staatlicher Unterstützung erschwert. Die Zugänge zu den Dörfern werden von Israel kontrolliert und in Teilen verweigert, einige Dörfer wurden gezielt zerstört. Die betroffenen Beduinen-Gemeinschaften müssen ihre Stromversorgung provisorisch und eigenverantwortlich sicherstellen, sodass überwiegend Stromgeneratoren genutzt werden. 

      Strom-Generatoren belasten die Umwelt 

      Die Generatoren sind unter anderem mit Blick auf deren Umweltfolgen sehr umstritten, wie Arraf berichtet: „Eines der Dörfer ist von Generatoren auf Solarsysteme umgestiegen, aber die Dorfgemeinschaft hat das selbst initiiert, nicht die Regierung. Das erspart ihnen die Umweltverschmutzung und den Lärm durch die Generatoren, sie haben dadurch eine höhere Energiesouveränität.“ Doch Arraf sieht die Lage kritisch und die Menschen in den Dörfern von der Regierung vernachlässigt. Es fehle an Respekt und Wertschätzung. „Die Lösung ist nicht gerecht, denn es können mit ihr nicht alle Bedürfnisse sichergestellt werden, solange die Dörfer nicht anerkannt werden.“  

      Aus Sicht von Misereor muss diese Ungleichbehandlung unverzüglich beendet werden. Daher setzt sich das Werk für Entwicklungszusammenarbeit für ein Ende der Diskriminierung und die Anerkennung der Beduinen-Dörfer ein.  


      Zur Studie:

      Zurück

      Kontakt