Misereor
Suche schließen
Suchen nach:
    Top-Ergebnisse:
      Suchen in:

      Empfehlungen der Redaktion:
      Misereor-Logeo. Gemeinsam. Global. Gerecht.
      © Misereor
      Aachen, 20. März 2023

      IPCC: Viel zu verlieren, aber einiges zu bewahren

       Misereor-Statement zum IPCC-Synthese Bericht

      Anlässlich der Veröffentlichung des Syntheseberichts des Weltklimarates IPCC äußert sich Misereor-Klimaexpertin Anika Schroeder zur Einhaltung der planetaren Grenzen und Deutschlands Verantwortung in Bezug auf Klimagerechtigkeit:    

      „Wieder einmal macht der IPCC auf Grundlage der Erkenntnisse von tausenden Wissenschaftler*innen weltweit deutlich, dass sich die Menschheit auf einem zerstörerischen Entwicklungspfad befindet. Die Klimakrise macht arm. Sie macht hungrig. Sie macht krank. Und sie ist in vielen Fällen auch tödlich. Wir sehen das gerade wieder nach dem schrecklichen Zyklon ‚Freddy‘, der Madagaskar, Malawi und Mosambik getroffen hat. Er ist Sinnbild dafür, was unsere Partnerorganisationen im Globalen Süden berichten: Auch wenn sich die Menschen vor Ort - aufbauend auf lokalen Erfahrungen – recht gut mit den neuen Umweltbedingungen arrangieren, sind vielerorts doch die Grenzen der Anpassung erreicht. Zum Beispiel wenn Wirbelstürme immer häufiger und heftiger auftreten und auch das beste Wasserressourcen-Management nicht mehr hilft, da der Regen über lange Zeit ausbleibt und Grundwasserquellen versiegen. Die nun vorliegende Zusammenfassung des IPCC darf nicht ohne entschiedene Konsequenzen verhallen:  

      Technisch-physikalisch ist die Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius noch möglich. Bei genauer Betrachtung der aktuellen, bislang unzureichenden Klimaschutzziele vieler Staaten, auch Deutschlands, steuern wir aber auf etwa drei Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts zu. Es zählt jedes Zehntel Grad vermiedener Temperaturerhöhung. Auf den Philippinen beispielsweise werden bei 1,5 Grad Erderhitzung fünf bis zehn Millionen Einwohner*innen infolge des Meeresspiegelanstiegs ihren angestammten Wohnort verlassen müssen, bei 2 Grad wären es schon 20 Millionen. Vor allem jene Menschen, die in informellen Siedlungen leben und die sich kaum Schutz und angemessene Unterstützung erhoffen dürfen, sind von den Folgen der Klimakrise betroffen.  

      Jedes Zehntel Grad vermiedene Temperatur-Erhöhung verbessert indes den Handlungsspielraum der Menschen, und insbesondere der verwundbarsten Bevölkerungsgruppen, sich auf die heutigen und kommenden Herausforderungen vorzubereiten und sich anzupassen. 

      Die begrüßenswerten Fortschritte für den Klimaschutz auf EU-Ebene drohen in Deutschland dadurch zunichte gemacht zu werden, dass mehr Gas und Kohle aus Ländern des globalen Südens importiert werden, und sogar direkt in die Förderung dieser Rohstoffe investiert wird. Dies ist verheerend für Klima, Mensch und Natur - bei uns und in den Exportländern. Zudem erschweren die vielen Pressebilder des Kanzlers zu neuen Gas-Deals die Arbeit vieler Partnerorganisationen von Misereor, vor allem in Afrika, ihre Regierungen für eine dezentrale, verlässliche und saubere Energieversorgung zu gewinnen.  

      Die Synthese der Berichtsreihe macht deutlich: Es gibt zu viel zu verlieren, darunter die Heimat für hunderte Millionen von Menschen, die ohne ambitionierten Klimaschutz neue Wohnorte finden müssten. Es gibt aber auch viel zu gewinnen, wenn wir endlich die Bekämpfung der Klimakrise und das Abfedern ihrer Folgen priorisieren: bessere Luft, intakte Wälder, den Schutz der Biodiversität und mehr Gerechtigkeit auf einem begrenzten Planeten.“ 

       

      Zurück

      Kontakt

      Hinweis an Redaktionen

      Ein Foto von Anika Schroeder für Ihre Berichterstattung finden Sie hier. Bitte verwenden Sie das Copyright © Misereor.