Die EU-Handelspolitik gefährdet neben dem Recht auf Nahrung auch andere soziale Rechte: wenn allzu strikte geistige Eigentumsrechte in Kolumbien und Peru verhindern, das AIDS- und Krebspatienten günstige Medikamente bekommen; wenn rigider Patentschutz dazu führt, dass Kleinbäuerinnen und -bauern ihr Saatgut plötzlich zukaufen müssen; oder wenn das geplante EU-Mercosur-Abkommen zur weiteren Expansion von Bergbau, Sojafeldern, Zuckerrohrplantagen und Viehzucht beiträgt und damit zur Zerstörung von Regenwald und Vertreibung von indigenen und bäuerlichen Gemeinschaften.
Dies gilt umso mehr, als die Nachhaltigkeitskapitel in bisherigen oder geplanten EU-Handelsabkommen nicht dem sanktionsbewehrten Streitbeilegungsmechanismus unterliegen, Verstöße also folgenlos bleiben. Gemeinsam mit Greenpeace haben wir ein Rechtsgutachten veröffentlicht, in dem diese Schwächen analysiert und konkrete Vorschläge für wirksame Nachhaltigkeitskapitel und Menschenrechtsklauseln formuliert werden. In einem weiteren Rechtsgutachten schlägt Misereor gemeinsam mit CIDSE Regeln vor, die im geplanten UN Abkommen für Wirtschaft und Menschenrechte den Vorrang von Menschenrechten vor Handels- und Investitionsinteressen völkerrechtlich festschreiben könnten.
Entscheidend ist, dass Handelsabkommen den Staaten des Globalen Südens ausreichend Spielräume lassen, ihre eigene Wirtschaft zu entwickeln, Wertschöpfung für die eigene Bevölkerung zu generieren, soziale Menschenrechte umzusetzen sowie Klima und Umwelt zu schützen.