In den letzten Jahrzehnten haben weltweite Anstrengungen Erfolge erzielt: Die Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren sank zwischen 1990 und 2020 um 60 Prozent, während die weltweite Lebenserwartung von 51 auf 71 Jahre gestiegen ist. Auch die Müttersterblichkeit wurde reduziert, aber die Ergebnisse bleiben für etliche Länder des Südens hinter den gesteckten Unterzielen des Nachhaltigkeitsziels 3 (SDG 3) „Gesundheit und Wohlergehen“ zurück.
In Afrika südlich der Sahara haben gezielte Maßnahmen Leben gerettet. Aufgrund der Durchführung von HIV-Tests während der Schwangerschaft und der antiretroviralen Behandlung von HIV-positiven schwangeren Frauen und stillenden Müttern konnten seit dem Jahr 2000 über 3,4 Millionen HIV-Infektionen bei Kindern verhindert werden. Der breite Zugang zu Behandlungsmöglichkeiten hat dazu beigetragen, dass etwa 21 Millionen aidsbedingte Todesfälle verhindert werden konnten, wodurch weniger Kinder zu Waisen wurden.
Trotz dieser Fortschritte bleibt die medizinische Versorgung weltweit ungleich verteilt. In Ländern mit höherem Einkommen und wirtschaftlicher Stabilität ist die Gesundheitsversorgung in aller Regel besser. Gründe dafür sind unter anderem die Qualität und Ausstattung der medizinischen Versorgung, der Ernährungszustand der Menschen, der Zugang zu sauberem Trinkwasser, Bildung, Hygiene und gesundheitsförderlichen Umweltbedingungen.
Die Welt steht vor zunehmenden gesundheitlichen Herausforderungen: Krankheitsausbrüche, Epidemien und Pandemien nahmen in den letzten Jahren zu. Ursachen dafür sind unter anderem die wachsenden Wechselwirkungen zwischen Mensch, Tier und Umwelt. Ausgelöst werden diese durch Abholzung, den Klimawandel, Wildtierhandel und unsachgemäße Tierhaltung, die die Verbreitung von Zoonosen begünstigen. Gleichzeitig gibt es in vielen Regionen einen dramatischen Mangel an gut ausgebildetem Gesundheitspersonal, was eine adäquate Versorgung erschwert.
Misereor setzt sich gemeinsam mit Partnerorganisationen im Globalen Süden für eine verbesserte Gesundheitsversorgung ein, insbesondere für arme und benachteiligte Bevölkerungsgruppen, die weder von staatlichen Programmen noch von privaten Gesundheitsdienstleistungen profitieren können.
Ein Schwerpunkt ist die Stärkung der Basisgesundheitsversorgung als erste und wichtigste Anlaufstelle für die Menschen vor Ort. Sie beinhaltet die Gesundheitsförderung, Prävention, Behandlung, Rehabilitation und palliative Versorgung. Dabei spielt die aktive Einbindung der lokalen Bevölkerung eine zentrale Rolle, um nachhaltige Lösungen zu schaffen, die von der Gemeinschaft akzeptiert und mitgetragen werden. Misereor fördert Projekte der Mutter- und Kindergesundheit, sexuellen und reproduktiven Gesundheit, Prävention und Behandlung von übertragbaren Krankheiten und nicht-übertragbaren Erkrankungen wie Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes oder vernachlässigte Tropenkrankheiten wie Lepra. Auch die Förderung der mentalen Gesundheit sowie die Bekämpfung von geschlechterspezifischer Gewalt und die Gesundheitsversorgung von Menschen mit Behinderungen ist ein essenzieller Bestandteil unserer Arbeit. Zu guter Letzt unterstützen wir Partnerorganisationen in der Aus- und Fortbildung von Gesundheitspersonal und in der adäquaten Ausstattung von Gesundheitseinrichtungen.