Zu Beginn der 29. UN-Klimakonferenz (COP29), die vom 11. bis 22. November 2024 in Baku stattfindet, fordert das Hilfswerk Misereor die deutsche Regierung auf, das Ende fossiler Energien voranzutreiben und sich für ein frühzeitiges europäisches Ausstiegsdatum für Kohle, Öl und Gas einzusetzen. Die Konferenz sollte genutzt werden, um die internationale Zusammenarbeit in der globalen Energiewende auszubauen. Misereor sieht dabei großes Potential in der städtischen Entwicklung.
Ziele der letzten COP in weite Ferne gerückt
„Bei der letzten COP in Dubai haben sich die Staaten endlich geeinigt, das Ende der fossilen Brennstoffe voranzutreiben. Damit wurde der Startschuss gegeben, um die global gerechte Energiewende zu beschleunigen. Doch nach nur einem Jahr scheinen viele Vertragsstaaten der Klimakonferenz Erinnerungslücken zu haben“, mahnt Misereor-Klimaexpertin Madeleine Wörner. „Ein überzeugender Schritt der EU wäre, ambitionierte Ausstiegsdaten für fossile Energien anzukündigen, zum Beispiel der Ausstieg von Kohle bis 2030, Gas bis 2035 und Öl bis 2040. Das wäre ein klares Signal, um die europäische Klimaneutralität bis 2040 einzuleiten. Neben dem politischen Willen braucht es Unterstützung bei der Finanzierung, dem Austausch von Technologien und Partnerschaften, die die Entwicklungsziele in den Mittelpunkt stellen“, fordert Wörner.
Industrieländer müssen vorangehen
Aktuell fließen weltweit rund fünf Billionen Euro in die Stabilisierung und den Ausbau fossiler Strukturen. „Das sind Gelder, die stattdessen in nachhaltige erneuerbare Energien investiert werden könnten. Vor allem in Asien und Afrika gibt es riesige Flächen, die sich gut für Energie aus Sonne und Wind eignen. Bei der anstehenden Klimakonferenz wird zentral über die künftige globale Klimafinanzierung verhandelt. Sie ist entscheidend für die Umsetzung der nachhaltigen Maßnahmen, die auch den Menschen im Globalen Süden zugutekommen. Sie spüren die Folgen der Klimakrise besonders stark und dürfen von den Industrieländern nicht allein gelassen werden, denn gerade diese sind die Verursacher der Klimakrise“, sagt Wörner.
Potential in Städten nutzen
Neben der globalen Energiewende sollte die anstehende COP29 den Blick stärker auf den enormen Energiebedarf in Städten richten. Dort werden rund 70 Prozent der weltweiten Treibhausgase verbraucht, Tendenz steigend. Städte spielen somit eine große Rolle bei der Befeuerung der Klimakrise – gleichzeitig hat nachhaltige Stadtentwicklung das Potential, Emissionen zu senken. Denn ein Großteil der städtischen Infrastruktur ist gerade erst in der Entstehung, vor allem in Asien und Afrika. Beim Aufbau zukünftiger Städte können direkt Strukturen geschaffen werden, die nachhaltige Energie und Entwicklung ermöglichen. Laut Studien liegt das Energie-Einsparpotenzial von neu entstehenden Städten bei bis zu 90 Prozent. Deshalb fordert Misereor-Projektpartner Aravind Unni aus Indien bei der COP: „Bei den Verhandlungen und Entscheidungen muss der Integration einer starken städtischen Perspektive Vorrang eingeräumt werden. So können wir jetzt schon daran arbeiten, sozial gerechte und nachhaltige Städte zu schaffen“.
Hinweis an Redaktionen:
Misereor nimmt seit 2007 an den internationalen Klimaverhandlungen teil. Auch in diesem Jahr ist Misereor vor Ort und unterstützt die Teilnahme von Partnerorganisationen aus dem Globalen Süden. Die Misereor-Expert*innen und Partner*innen stehen auf der COP29 für Interviews und Einschätzungen zur Verfügung.
Misereor-Expertinnen vor Ort:
- Madeleine Wörner, Referentin für Energiepolitik, Mobil: +49 151 554 227 70, Mail: Madeleine-Alisa.Woerner@misereor.de (vom 11. bis 22. November vor Ort)
- Dr. Almuth Schauber, Referentin für Urbane Klimapolitik mit Schwerpunkt Asien, Mobil: +49 151 176 417 89, Mail: Almuth.Schauber@misereor.de (vom 13. bis 22. November vor Ort)