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      Länder in der Schuldenkrise

      Sri Lanka, Pakistan, Sambia oder Ghana: 55 Prozent der Länder im Globalen Süden befinden sich in einer bedrohlichen Verschuldungslage. Vor der Corona-Pandemie waren es 37 Prozent. Die Folgen sind besorgniserregend – besonders für die arme Bevölkerung. Denn eine fortschreitende Überschuldung von Staaten verstärkt Armut und Ungleichheit. Finanzielle Mittel, die in den Schuldendienst fließen, stehen nicht zur Verfügung, um die immer weiter wachsende Armut, die Klimakrise und den fortschreitenden Hunger zu bekämpfen. Das ist das Drama, das sich in Ländern abspielt, die in der Schuldenfalle stecken.



      Mit den Auswirkungen der COVID19 Pandemie und dem Krieg in der Ukraine ist die Gefahr der Verschuldung weiter gestiegen. Die Corona-Pandemie legte strukturelle Schwächen in unserem globalen Wirtschafts- und Finanzsystem offen und zeigt zudem, wo es soziale Missstände gibt. Durch die Kriegsfolgen verteuerten sich Lebensmittel weltweit. Und die gestiegenen Zinsen verteuerten die Refinanzierung der öffentlichen Haushalte zusätzlich. Mangelnde soziale Absicherung, steigende Preise und strukturelle gesundheitliche Unterversorgung treffen vor allem die, die bereits zuvor von einer fehlgeleiteten Globalisierung betroffen waren. Und treibt arme Länder weiter in die Schuldenfalle.


      Schuldenreport

      Der Schuldenreport, der jährlich vom deutschen Entschuldungsbündnis erlassjahr.de und Misereor herausgegeben wird, analysiert jeweils aktuell die Verschuldungssituation von Entwicklungs- und Schwellenländern. Der weltweite Vergleich zeigt: Die Schuldenkrise hat sich nicht abgeschwächt.

      Der aktuelle Schuldenreport stuft 130 von 152 untersuchten Ländern im Globalen Süden als kritisch verschuldet ein, 24 von ihnen sehr kritisch. Staaten des Globalen Südens müssen 2024 so viel Schuldendienst wie noch nie an ihre ausländischen Gläubiger leisten. In 45 Staaten fließen mehr als 15 Prozent der Staatseinnahmen in den ausländischen Schuldendienst.

      90 Prozent der extrem armen Menschen weltweit leben in kritisch oder sehr kritisch verschuldeten Ländern. Besonders betroffen ist die Re­gion Subsahara-Afrika. Dies liegt unter anderem daran, dass 2022 die Wirtschaft in Subsahara-Afrika im Vergleich zu anderen Weltregionen im Globalen Süden am langsamsten gewachsen ist. In den Regionen Lateinamerika und der Karibik sowie in Südasien, Südostasien und dem Pazifik ist die Verschuldungssituation ebenfalls in über der Hälfte der untersuchten Länder als kritisch oder sehr kritisch einzuschätzen. In Lateinamerika und der Karibik ist die Verschuldungssituation bereits seit vielen Jahren anhaltend problematisch. Neu ist der hohe Schuldenstand hingegen in Südasien, Südostasien und dem Pazifik. Im Vergleich zu 2019 hat sich hier die Situation in über sechzig Prozent der untersuchten Länder deutlich verschlechtert. Die Schuldendienstzahlungen von Niedrig- und Mitteleinkommensländern sind auf einem ähnlich hohen Niveau wie zuletzt Ende der Neunziger Jahre. (Stand der Analyse: November 2023)


      Schuldenreport 2024

      Schuldenreport 2024

      Publikation

      130 von 152 Entwicklungs- und Schwellenländer sind kritisch verschuldet. Insgesamt sind 55 Prozent

      130 von 152 Entwicklungs- und Schwellenländer sind kritisch verschuldet. Insgesamt sind 55 Prozent der untersuchten Länder damit kritisch oder sehr kritisch verschuldet – vor Corona waren es lediglich 37 Prozent. Der Schuldenreport bewertet das Überschuldungsrisiko von Entwicklungs- und Schwellenländern und analysiert die Auswirkungen der aktuellen Krisen. Zur Lösung der globalen Schuldenkrise schlägt der Schuldenreport 2024 mehrere Reformmaßnahmen vor, allen voran die Schaffung eines internationalen Staateninsolvenzverfahrens.

      Global Sovereign Debt Monitor 2024 (Download report in english)

      • Herausgeber: Misereor; Erlassjahr.de
      • Erscheinungsjahr: 2024
      • 56 Seiten

      Schuldendienst frisst Finanzmittel für Zukunftsinvestitionen auf

      Durch den hohen Schuldendienst fehlen den verschuldeten Staaten im Globalen Süden finanzielle Spielräume für Klimaschutz, Soziales und Zukunftsinvestitionen. Vor allem Länder mit sehr kritischer Schuldensituation sind gezwungen, ihre öffentlichen Ausgaben besonders spürbar zu kürzen. Die Finanzierung sozialer Grunddienste wie Gesund­heitsversorgung, Bildung oder Wasserversorgung ist gerade in besonders kritisch verschulde­ten Ländern kaum mehr möglich. Pandemie, Krieg, Klimawandel und nachfolgende Krisen haben sich zu einer permanenten Polykrise verdichtet. Der Schuldendienst zwingt hochverschuldete Länder auch während der anhaltenden Krisen zu weiteren Kürzungen der Gesundheits- und Sozialbudgets.

      Was Misereor fordert

      Mitten in einer dramatischen Gleichzeitigkeit verschiedener Krisen und mehr als 20 Jahre nach der von den G8 beschlossenen Entschuldungsinitiative für hoch verschuldete Staaten (Heavily Indebted Poor Countries Initiative, kurz HIPC-Initiative) ist der Ruf nach einem neuen „Erlassjahr“ für überschuldete Länder aktueller denn je. Denn die bislang ergriffenen Maßnahmen der G20 haben keine substantiellen Schuldenerlasse gebracht. Misereor fordert zusammen mit internationalen Entschuldungsinitiativen von den Gläubigerregierungen eine langfristige Lösung der Schuldenkrise durch Schaffung eines fairen und verbindlichen Staateninsolvenzverfahrens. Um ihrem Bekenntnis im Koalitionsvertrag für ein solches Verfahren noch in dieser Legislaturperiode gerecht zu werden, muss die Bundesregierung jetzt politisch handeln.


      Klimakrise verschärft Schuldenkrise

      Zwei globale Krisen werden in der politischen Debatte zunehmend zusammen betrachtet: Die Klimakrise und die Schuldenkrise im Globalen Süden. Der fortschreitende Klimawandel verstärkt die Schuldenkrise weiter: Naturkatastrophen belasten die von Überschuldung betroffenen Staaten zusätzlich und zwingen diese Länder zu weiteren Kreditaufnahmen – ein Teufelskreis.

      Länder des Globalen Südens verfügen oft über zu wenig finanzielle Mittel, um die Folgen des Klimawandels zu bewältigen. Steigende Überschuldungsrisiken schränken ihre politische Handlungsfähigkeit zusätzlich ein. Die Hungerkrise im südlichen Afrika hält an, um nur ein Beispiel zu nennen. Sie betrifft auch hoch verschuldete Länder wie Mosambik, Sambia und Simbabwe. Aber auch Madagaskar und Jemen sind von Hunger und Dürre betroffen. Die durch den Klimawandel immer häufiger und heftiger auftretenden Wetterextreme wie Wirbelstürme, Starkregen und Dürren stellen eine besondere Gefährdung für die Menschen in hoch verschuldeten Ländern dar. Krisenverschärfend wirkt, dass viele kritisch verschuldete Länder trotz ihrer desolaten Lage davor zurückscheuen, Umschuldungen frühzeitig in Angriff zu nehmen – auch aus Angst vor negativen Reaktionen der Gläubiger.

      Ein Beispiel dafür ist Pakistan, das nicht nur sehr kritisch verschuldet ist, sondern auch zu den Ländern gehört, die am stärksten unter den Folgen der Klimakrise leiden. Im August 2022 erlebte Pakistan die schwerste Flutkatastrophe seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Im Sommer 2023 hat Pakistan nur knapp eine Zahlungsunfähigkeit durch die Aushandlung eines IWF-Programms abgewendet. Der Schuldendienst des Landes ist aber weiterhin außerordentlich hoch. Wie aber soll das Land Mittel für den immer noch laufenden Wiederaufbau und den Schutz vor künftigen Katastrophen mobilisieren?


      Was Misereor tut

      Dringend notwendig ist eine langfristige Lösung der Schuldenkrise für alle von der aktuellen Krise betroffenen Länder. Denn trotz der seit Jahren steigenden Verschuldung von Entwicklungs- und Schwellenländern gibt es noch immer kein international koordiniertes Entschuldungsverfahren zur Bewältigung neuerlicher Schuldenkrisen. Wir unterstützen daher ausdrücklich die Absicht der Bundesregierung, sich für ein international kodifiziertes Staateninsolvenzverfahren einzusetzen. Dafür wird die Zeit allerdings knapp.

      Misereor setzt sich darüber hinaus für eine Entschuldungsinitiative für Ländergruppen ein, die aufgrund des Klimawandels immer stärker von Naturkatastrophen betroffen sind. Direkt nach einer Naturkatastrophe braucht es einen automatischen Zahlungsstopp der laufenden Schuldenzahlungen – ähnlich dem Schuldenmoratorium, das die G20 Staaten während der  Corona-Pandemie beschlossenen haben. Im Anschluss müssen umfassende Verhandlungen über die Forderungen aller Gläubiger eingeleitet werden, mit dem Ziel, durch Umschuldung und Schuldenerlasse die Verschuldung auf ein tragfähiges Maß zu senken.

      Was Sie tun können

      Unterstützen Sie uns in unseren Forderungen an die Bundesregierung für die rasche Schaffung eines internationalen Staateninsolvenzverfahrens. Unterstützen Sie uns zudem bei der Forderung nach einer Entschuldungsoption zugunsten von Ländern, die besonders von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Gerade im Falle einer unvorhergesehenen Naturkatastrophe soll Deutschland – am besten zusammen mit EU-Mitgliedern und anderen Gläubigerstaaten – ein Moratorium für den Schuldendienst eines betroffenen Landes aussprechen.

      Die internationale Entschuldungsbewegung erhebt weltweit ihre Forderung nach fairer Entschuldung. Denn ohne Schuldenerlasse sind die Ziele für Nachhaltige Entwicklung (SDGS) nicht zu erreichen. Folgen Sie dem Hashtag #CancelTheDebt in den Sozialen Medien und fordern Sie mit uns von der Bundesregierung: Der Koalitionsvertrag muss umgesetzt, ein faires und transparentes Staateninsolvenzverfahren muss geschaffen werden!


      Weitere Ausgaben des Schuldenreports

      Schuldenreport 2023

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      136 von 152 Entwicklungs- und Schwellenländer sind kritisch verschuldet. Besonders kritisch

      136 von 152 Entwicklungs- und Schwellenländer sind kritisch verschuldet. Besonders kritisch verschuldet sind 40 Länder, etwa doppelt so viele wie noch vor der Pandemie. In vielen Ländern kann der Schuldendienst nur auf Kosten öffentlicher Ausgaben aufrechterhalten werden. Aktuell liegt der Schuldendienst in Niedrig- und Mitteleinkommensländern auf dem höchsten Niveau seit den 1990er Jahren. Der Schuldenreport bewertet das Überschuldungsrisiko von Entwicklungs- und Schwellenländern und analysiert die Auswirkungen der aktuellen Krisen. Zur Lösung der globalen Schuldenkrise schlägt der Schuldenreport 2023 sechs Reformschritte vor, allen voran die Schaffung eines internationalen Staateninsolvenzverfahrens.

      • Herausgeber: Misereor; Erlassjahr.de
      • Erscheinungsjahr: 2023
      • 60 Seiten

      Schuldenreport 2022

      Schuldenreport 2022

      Publikation

      135 von 148 Entwicklungs- und Schwellenländer sind kritisch verschuldet, im Vergleich zum Vorjahr

      135 von 148 Entwicklungs- und Schwellenländer sind kritisch verschuldet, im Vergleich zum Vorjahr sind 3 Länder hinzugekommen. Besonders kritisch verschuldet sind 39 Länder, mehr als dreimal so viele wie noch vor der Pandemie. In vielen Ländern kann der Schuldendienst nur auf Kosten öffentlicher Ausgaben aufrechterhalten werden.

      Bereits 2021 wurden in 85 Niedrig- und Mitteleinkommensländern öffentliche Etats gekürzt, um den Schuldendienst weiter bedienen zu können. 2022 müssen die G7 entscheidende Weichen für die Schaffung nachhaltiger Lösungen der globalen Schuldenkrise stellen. Der Schuldenreport bewertet das Überschuldungsrisiko von Entwicklungs- und Schwellenländern, analysiert die Auswirkungen der Corona-Krise und benennt politische Handlungsoptionen zur Überwindung der Schuldenkrise.

      • Herausgeber: Misereor; Erlassjahr.de
      • Erscheinungsjahr: 2022
      • 58 Seiten

      Schuldenreport 2021

      Schuldenreport 2021

      Publikation

      132 von 148 Entwicklungs- und Schwellenländer sind kritisch verschuldet, 21 Länder mussten ihre

      132 von 148 Entwicklungs- und Schwellenländer sind kritisch verschuldet, 21 Länder mussten ihre Schuldenrückzahlungen aktuell ganz oder teilweise einstellen. Die Corona-Pandemie und die resultierende wirtschaftliche Rezession haben die Verschuldungskrise vieler Länder zusätzlich verschärft. Ihre Schuldendienstfähigkeit ist stark geschwächt. Neben Zahlungsmoratorien sind umfassende Schuldenerlasse für viele Länder notwendig.

      Der Schuldenreport bewertet das Überschuldungsrisiko von Entwicklungs- und Schwellenländern, analysiert die Auswirkungen der Corona-Krise und benennt politische Handlungsoptionen zur Überwindung der Schuldenkrise.

      • Herausgeber: Misereor; Erlassjahr.de
      • Erscheinungsjahr: 2021
      • 54 Seiten

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