„Globale Ernährungssysteme sind nicht krisenfest“
(Aachen/ Berlin, 19. Januar 2023) Zur Berliner GFFA Agrarministerkonferenz am 21.01.2023 äußert sich Markus Wolter, Misereor-Experte für Landwirtschaft und Welternährung:
„Vom Acker, über die Verarbeitung, den Handel, bis auf die Teller wird das Menschenrecht auf Nahrung weltweit vielfach missachtet. Bisherige Versuche, die globalen Ernährungssysteme krisenfester zu machen, sind weitestgehend gescheitert. Wir begrüßen deshalb, dass das Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) die drängende Frage, wie wir unsere Ernährungssysteme transformieren können, dieses Jahr auf die Agenda gesetzt hat. Die derzeitigen Krisen verlangen nach einer ganzheitlichen Lösung, bei der Landwirtschaft, Verarbeitung, Vermarktung und politische Rahmenbedingungen zusammengedacht werden. Was wir stattdessen bislang beobachten, sind vielerorts Maßnahmen, die ein Problem durch ein anderes ersetzen. Dazu gehört zum Beispiel das Setzen auf Kunstdünger in einigen afrikanischen Ländern. Die internationale Agrarpolitik muss sich konsistent an den Prinzipien der Agrarökologie orientieren und diese unterstützen. Die Agrarökologie ist eine Alternative zur intensiven, chemiebasierten Landwirtschaft, umfasst die vier Bereiche Ökonomie, Ökologie, Politik und Kultur und setzt auf dezentrale und lokal angepasste Lösungen. Gleichzeitig müssen gegenläufige Förderungen wie klimaschädliche Subventionen endlich eingestellt werden. Dazu gehört in Deutschland und anderen wohlhabenden Ländern, die Beimischungsquote für Biosprit sofort auszusetzen und auf eine Tierhaltung, die flächengebunden ist, umzustellen.“
Hintergrund:
Klimakrise, Artensterben, Naturzerstörung und die Auswirkungen der Corona-Pandemie: Wir erleben derzeit ein Zusammenspiel verschiedener Krisen, die sich dramatisch auf die weltweite Ernährungslage auswirken und den Hunger immer weiter ansteigen lassen. Hinzukommen die Folgen des russischen Krieges gegen die Ukraine, welche die Situation weiter verschärfen. Laut dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) leiden 345 Millionen Menschen akut Hunger. Bis zu 828 Millionen sind laut der UN-Welternährungsorganisation (FAO) von Ernährungsunsicherheit betroffen (Stand: Juli 2022). Es wird immer deutlicher, dass die weltweiten Ernährungssysteme in ihrer jetzigen Form nicht so funktionieren, um alle derzeit acht Milliarden Menschen nicht nur satt zu machen, sondern eine ausgewogene Ernährung zu sichern.
Die Misereor Ernährungsexpert*innen Markus Wolter, Sarah Schneider und Lutz Depenbusch sind beim GFFA vor Ort und stehen für Interviews zur Konferenz und weitere Informationen gerne zur Verfügung.
Misereor beim “Global Forum for Food and Agriculture” in Berlin (18.-21.1.2023)
Misereor ist gemeinsam mit Brot für die Welt, Inkota, Fian und dem Forum Umwelt und Entwicklung mit einer Veranstaltung beim Global Forum for Food and Agriculture vertreten:
Resiliente Ernährungssysteme schaffen – mit Antworten der Betroffenen aus der Krise!
Wann: Donnerstag, 19. Januar, 16 Uhr,
Wo: Raum M6-M7, City Cube Berlin, Messedamm 22, 14055 Berlin
Wer: Expert*innen aus Afrika, Lateinamerika und Europa diskutieren und wagen Antworten, welche Auswege aus den Krisen gefunden werden können.
Resiliente Ernährungssysteme schaffen – mit Antworten der Betroffenen aus der Krise! – Global Forum for Food and Agriculture 2023 (gffa-berlin.de)