(Aachen/ Berlin, 24. Januar 2023) Heute hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seine neue Strategie in der Zusammenarbeit mit Afrika vorgestellt. Grundsätzlich begrüßen Brot für die Welt und Misereor, dass das BMZ in Anbetracht der gewachsenen globalen Herausforderungen seine Prioritäten in der Partnerschaft mit dem afrikanischen Kontinent noch einmal neu definiert.
Dennoch blieben viele Fragen offen, und es fehle eine klare strategische Ausrichtung, kritisieren die beiden Werke für Entwicklunszusammenarbeit. So ist zwar die Energienachfrage in Afrika ein Schwerpunkt der Strategie. Unerwähnt bleiben allerdings die Auswirkungen des deutschen Energiehungers, beispielsweise beim Aufbau von Anlagen für die Produktion von grünem Wasserstoff. „Wir in Europa benötigen Wasserstoff. Daher verwundert es wenig, dass zur Förderung von Wasserstoff Initiativen in dem Strategiepapier genannt werden. Offen bleibt aber, mit welchen Instrumenten sichergestellt werden soll, dass die lokale Bevölkerung vom Wasserstoff-Boom profitiert“, sagt Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt.
Energiebedarf muss sinken
„Wenn wir den Energiebedarf in Deutschland nicht senken und die eigene alternative Energieerzeugung deutlich erhöhen, befürchten wir, dass der Aufbau solcher alternativer Energieerzeuger in Afrika zu stark auf Export ausgerichtet ist, nicht auf die Versorgung Afrikas“, führt Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel die Kritik weiter aus. Das sei deshalb so gravierend, weil etwa die Hälfte der afrikanischen Bevölkerung keinen Zugang zu Strom habe. Das in der Agenda 2030 verankerte Ziel der Vereinten Nationen, bis dahin den Energiezugang für alle Menschen zu gewährleisten, gerate immer mehr außer Reichweite, befürchten die beiden kirchlichen Werke für Entwicklungszusammenarbeit.
Hungerbekämpfung
Auch beim Thema Hungerbekämpfung werden zwar die Ursachen und Wirkungen der Ernährungskrise richtig benannt. „Es fehlen jedoch in dem Strategiepapier Aussagen, mit denen Deutschland und die EU bei den Maßnahmen zur Hungerbekämpfung in die Verantwortung genommen werden“, moniert Pirmin Spiegel. „Wie können kleinbäuerliche Produzent*innen die angekündigte Unterstützung für nachhaltige Anbau- und Ernährungsangebote annehmen, wenn gleichzeitig ihre lokalen Märkte von europäischen Agrarprodukten überschwemmt werden?“, fragt Dagmar Pruin.
Feministische Entwicklungspolitik
Positiv bewerten die beiden kirchlichen Werke das Kapitel zur feministischen Entwicklungspolitik. Die klare Benennung struktureller Ungerechtigkeiten und die kritische Thematisierung von Machtstrukturen seien ein wichtiges Signal, vor allem für die marginalisierten Frauen und Mädchen. „Überwindung von kolonialen Machtstrukturen und Geschlechterungleichheit sind von übergreifender Bedeutung für die nötige Umgestaltung der Entwicklungszusammenarbeit“, sind sich Dagmar Pruin und Pirmin Spiegel einig.
Hintergrund:
Brot für die Welt und Misereor haben bereits im Sommer vergangenen Jahres Anforderungen an eine Afrika-Strategie des BMZ formuliert, die hier zum Download bereitsteht.