(Aachen, 29.4.2016) Heute Vormittag erreichen die Aachener MISEREOR-Zentrale Bilder von Verbrennungsopfern, darunter tote Kinder, aus dem Al Rajaa Hospital aus Aleppo. Die Klinik wird von dem Werk für Entwicklungszusammenarbeit MISEREOR unterstützt. "Es ist unerträglich und unfassbar. Durch den Bruch der Waffenruhe, die Luftangriffe des Assad-Regimes und durch die Kampfhandlungen aller Konfliktparteien sterben täglich Zivilisten, und es sind viele Kinder darunter," sagt MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon. "Den Menschen fehlt es am Notwendigsten zum Überleben. Darum wird MISEREOR seine Partner vor Ort im Ausbau ihres Engagements unterstützen." MISEREOR fordert den sofortigen Stopp aller Kampfhandlungen und setzt sich dafür ein, dass die Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien wieder aufgenommen werden.
Im Zuge der dramatischen Situation in Aleppo suchen immer mehr Menschen Hilfe in den Sozialzentren des Hilfswerkes der Franziskaner (ATS), mit dem MISEREOR zusammenarbeitet. "Den Menschen fehlt es an allem. Ihre Häuser sind zerstört. Lebensmittel sind kaum zu bezahlen. In der Regel gibt es nur eine Stunde Strom am Tag," berichtet Franziskanerbruder Franzisco aus Aleppo. "Die wenigen verbliebenen Gebäude haben weder Fenster noch Türen. Das Schlimmste ist, dass die Leute die Hoffnung verlieren. Sie wissen einfach nicht mehr, was sie tun sollen."
Der Bedarf an Hilfe zum Überleben wird immer größer
In den Sozialzentren werden die Hilfsbedürftigen mit Lebensmitteln, Medikamenten und Hygieneartikeln versorgt. Es gibt Unterkünfte zum Schlafen, Kinderbetreuung, Essen für Schulkinder und sogar Unterricht. Auch Reparaturmaßnahmen für beschädigte Gebäude werden organisiert. Für besonders hilfebedürftige Familien wurde ein Fonds eingerichtet. "Nur unter einer Waffenruhe können Gebäude wieder repariert und weitere Hilfsprojekte identifiziert werden. Auch der Beschuss aus der Luft durch das Assad-Regime muss gestoppt werden," sagt Tomaso Saltini, Leiter der MISEREOR-Partnerorganisation ATS.
Leben mit täglichem Terror und ständiger Angst
Nach aktuellen Informationen, die MISEREOR vorliegen, stehen seit sechs Tagen die vornehmlich von Christen bewohnten Viertel in Aleppo auch unter heftigem Beschuss durch islamistische Rebellengruppen: "Die Menschen leben im Terror und fühlen sich ständig in Gefahr. Auch ich bin dauernd gefährdet, wenn ich herumfahre, um Hilfslieferungen vor Ort zu bringen. Doch das kann mich nicht aufhalten," beschreibt Ordensbruder Simon Herro die aktuelle dramatische Situation.
Wasser wird als Kriegswaffe eingesetzt
Die Franziskanerbrüder haben einen Brunnen instandgesetzt und bringen mit ihrem Transporter Trinkwasser zu den Bedürftigen, die sich nicht fortbewegen können. Es ist äußerst gefährlich, die umkämpfte Stadt zu durchqueren. "Viele Menschen - ob Christen oder Muslime - kommen, um ihren dringendsten Frischwasserbedarf zu decken. Die Trinkwasserversorgung in Aleppo ist seit Beginn der Krise 2012 eine Katastrophe. Wasser wird strategisch von den Konfliktparteien als Waffe eingesetzt, was einen Bruch des Kriegsrechts bedeutet," berichtet Nahost-Referentin Astrid Meyer von MISEREOR.
Tote Kinder im Al Rajaa Hospital
Auch die medizinische Versorgung ist enorm schwierig. Die vormals staatlichen Kliniken funktionieren nicht. Der Schwarzmarkt mit Medikamenten und Verbandsmaterial floriert. "Wir haben unsere Unterstützung für das Al Rajaa Hospital in Aleppo aufgestockt. Die Belegung der Klinik ist extrem hoch, und ein neues Röntgengerät wurde angeschafft. Jetzt verschärft sich die Situation, und der Bedarf wird steigen," schildert Astrid Meyer die aktuelle Situation. Den Verbrennungsopfern der gestrigen Angriffe konnte auch im Al Rajaa Hospital nicht mehr geholfen werden.
MISEREOR fordert Stopp der Kämpfe und Verhandlungen