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      Schüssel steht auf Getreide
      © picture alliance
      Aachen/ Berlin, 20. Mai 2022

      Misereor: Ernährungskrisen bereits jetzt Realität

      (Aachen/ Berlin, 20. Mai 2022). 27 Partnerorganisationen von Misereor in Afrika, Asien und Lateinamerika schlagen Alarm: Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sind dort schon jetzt deutlich spürbar und bringen arme Menschen in lebensbedrohliche Situationen, da sie sich keine Nahrungsmittel mehr leisten können. Folgen des Klimawandels und der Corona-Pandemie, bewaffnete Konflikte und eine massive Steigerung der Lebenshaltungskosten hatten schon zuvor die Lage verschärft.

      „Dramatisch ist die Situation vor allem in Burkina Faso, Südsudan, Kenia, Haiti und Guatemala“, erklärt Markus Wolter, Experte für Welternährung bei Misereor. „Die Menschen leiden besonders unter gestiegenen Kosten für Grundnahrungsmittel und Kochenergie. Was uns zusätzlich Sorgen bereitet, ist, dass auch Organisationen wie das Welternährungsprogramm (WFP) der UN und andere humanitäre und soziale Organisationen betroffen sind. Ihre Arbeit ist jetzt massiv gefährdet, weil die Preise für Weizen und Mais so stark gestiegen sind“, so Markus Wolter.

      In weiteren Ländern beschreiben die Partnerorganisationen eine sehr angespannte Lage für weite Teile der Bevölkerung. Denn die Auswirkungen des Kriegs potenzieren die ohnehin kritische Lage in vielen krisengeschüttelten Ländern. Im Libanon zum Beispiel litten die Menschen bereits Ende 2021 unter starker Ernährungsunsicherheit. 82 Prozent der Libanesinnen und Libanesen und 90 Prozent der syrischen Geflüchteten im Land waren bereits zu diesem Zeitpunkt auf Unterstützung angewiesen. In Syrien selbst führen steigende Preise und eine Verschlechterung der Versorgungslage dazu, dass für viele Menschen die Lage härter ist als zu den schlimmsten Kriegszeiten. Neben den Preisen für Getreide schießen vielerorts auch die Preise für Pflanzenöle in die Höhe.  So wird für den Libanon berichtet, dass im Verlauf der Monate Februar und März der Preis für Pflanzenöl von umgerechnet 1.500 Euro pro Tonne auf 2.650 Euro pro Tonne stieg und der von Weizen von umgerechnet 425 Euro pro Tonne auf über 850 Euro pro Tonne. Eine Steigerung von über 100 Prozent!

      Im westafrikanischen Burkina Faso berichten die Misereor-Projektpartner von einer massiven Ernährungskrise: Die Preise für Getreide und andere Grundnahrungsmittel wie Kochbananen hatten sich bereits zwischen 2021 und 2022 erhöht. In Folge des Krieges stiegen die Preise dann nochmals sprunghaft an. So verteuerte Mais sich allein im Februar um 30 Prozent. Neben den Lebensmittelpreisen werden steigende Energiekosten übereinstimmend als großes Problem benannt. Und damit steigen die Kosten für das Kochen und Zubereiten von Mahlzeiten massiv.

      Forderung an Bundesregierung: Kein Getreide in Tank und Trog!

      Misereor fordert von der Bundesregierung, sich auf internationaler Ebene für eine Aufstockung der Mittel für die Nothilfe für die besonders betroffenen Ländern einzusetzen. „Die Wucht der Krisen, die zusammenkommen, trifft die arme Bevölkerung besonders stark“, mahnt Markus Wolter. „Dass viele Millionen Tonnen essbares Getreide in Tank und Trog landen, ist in der aktuellen Lage nicht hinnehmbar.“ Um die Märkte zu entlasten, sollte sich Deutschland dafür einsetzen, die Tierbestände zu reduzieren und Anreize zur Senkung des Konsums tierischer Produkte setzen. „Die Beimischung von Agrarkraftstoffen, die aus Ölpflanzen und Getreide erzeugt werden, muss zügig beendet werden und eine kontrollierte, zeitlich begrenzte Abstockung der Nutztierbestände könnte ein wichtiges Signal an die Märkte aussenden und den Anstieg der Getreidepreise stoppen“, erklärte Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Misereor Beirats.

      Mittelfristig müssten die globalen Ernährungssysteme krisenfester gemacht werden. Das gelinge durch eine national und global ökologischere Landwirtschaft nach agrarökologischen Prinzipien, die weniger abhängig von fossilen Energien ist und bei der deutlich weniger Getreide in Tank und Futtertrog landen.

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      Kontakt

      Weitere Informationen

      Morgen starten Misereor und Greenpeace eine gemeinsame Petition, die Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/ Die Grünen) und Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) auffordert, die Bundesregierung zum schnellen Ausstieg aus dem Biosprit zu bewegen: www.misereor.de/petition