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      Dürre in Kenia
      Die Folgen des Klimawandels sind im Globalen Süden deutlich zu spüren, so wie hier bei einer Dürre in Kenia.© Brockmann | MISEREOR
      Aachen, 26. Februar 2022

      Klimaschäden treffen 1,7 Milliarden Menschen

      (Aachen, 26. Februar 2022) Pressestatement zur Veröffentlichung des Teils 2 des 6. Sachstandsberichts des Weltklimarates IPCC von Anika Schroeder, Klimareferentin beim Werk für Entwicklungszusammenarbeit MISEREOR

      "Vielerorts sind die Grenzen der Anpassung an die Klimakrise erreicht. Schnelles Handeln ist erforderlich – und möglich. Der Teilbericht des IPCC, dessen Vorstellung am kommenden Montag geplant ist, fasst den Kenntnisstand über das Ausmaß der Klimakrise und unsere Handlungsoptionen zusammen.

      Wir befinden uns mitten in einer Ära der Schäden und Verluste durch die Erderhitzung. Der verschleppte Klimaschutz und fehlende Investitionen in Anpassungsmaßnahmen treiben die Krisenspiralen auf der Welt, z.B. in den Bereichen Gesundheit, Frieden, Ernährung und Entwicklung, weiter an. Seit dem letzten Sachstandsbericht kann die Wissenschaft in besonderer Klarheit bestätigen, wovor MISEREOR schon länger warnt: Die Auswirkungen treffen vor allem – aber nicht nur – die von Armut und Marginalisierung besonders betroffenen Menschen im Globalen Süden. Sie können der Klimakrise aufgrund prekärer Wohnlagen und -verhältnisse, geringer Ersparnisse sowie oft fehlenden Katastrophenschutzes und -hilfe wenig entgegensetzen.

      Jedes zehntel Grad vermiedene Temperatur-Erhöhung verbessert indes den Handlungsspielraum der Menschen, insbesondere der verwundbarsten Bevölkerungsgruppen, sich auf die heutigen und kommenden Herausforderungen vorzubereiten und sich anzupassen.

      Doch schon heute sind vielerorts die Grenzen der Anpassung überschritten. 1,7 Milliarden Menschen weltweit sind von Schäden und Verlusten betroffen – weil sie ihr Land aufgeben müssen, Ernteverluste erleiden, sich gezwungen sehen, ihre Heimat zu verlassen. Künftig können dauerhafte Überflutung von Millionenstädten, das Versalzen ganzer Agrarregionen, die Verwandlung von Regionen in Trümmerwüsten durch immer heftigere Taifune auch bei bester Anpassung oft nicht verhindert werden, wenn die Erderhitzung nicht wirksam auf 1,5 Grad begrenzt wird. Die mit dem Pariser Klimaabkommen gestartete dritte Säule der Klimapolitik – neben Klimaschutz und Anpassung ist dies der Umgang mit Schäden und Verlusten – ist indes nicht mit Maßnahmen, Strategien, geschweige denn Geld unterfüttert, da sich Industrienationen bisher aus Angst, juristisch zur Verantwortung gezogen zu werden, weigern, entsprechende Fonds zu schaffen und mit Finanzmitteln zu füllen.

      Mit Vorlage des neuen Berichtes verlieren die Ausflüchte, man wisse noch zu wenig über Schäden und Verluste und über ihre Schadenshöhen, weiter an Glaubwürdigkeit. Auch Deutschland muss sich jetzt dringend zu seiner Verantwortung bekennen. Gemeinsam mit anderen Industrienationen hat es einen Großteil der Emissionen verursacht, die heute das Weltklima erhitzen und konnte dabei technische Kapazitäten und Kapital aufbauen, die nun für die Lösung der Klimakrise eingesetzt werden müssen: Neben der Erhöhung der eigenen Klimaschutzambitionen muss auch Deutschland die Unterstützung für die von der Klimakrise Betroffenen steigern und dafür Sorge tragen, dass diese Mittel auch direkt bei indigenen und anderen lokalen Gemeinschaften ankommen. Viele von ihnen praktizieren laut IPCC bereits erfolgreich eine Anpassung an die Erderhitzung, erhalten aber bisher nur sehr geringe Mittel aus der internationalen Klimafinanzierung. Ein erster wichtiger Schritt wäre es, sich solidarisch zu zeigen mit jenen 140 Ländern aus dem Globalen Süden, die in Glasgow die Einrichtung eines Fonds für den Umgang mit Schäden und Verlusten forderten."

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