
Hinter all den Zahlen stehen Menschen
(Berlin/Aachen, 25. Juli 2022) Anlässlich der Konferenz in Berlin „Uniting for Global Food Security“ kommentiert Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel, der an der Konferenz teilnahm:
"Die Zahlen der Hungernden sind bedrückend, und hinter all diesen Zahlen stehen Menschen. Wir begrüßen es, dass auf Initiative der Bundesregierung eine Konferenz zu diesem Thema stattfand. Deutlich wurde, dass jetzt Taten folgen müssen. Das Menschenrecht auf Nahrung muss an erster Stelle stehen in dieser globalen Ernährungskrise und das heißt, dass es dabei nicht nur darum geht, genug Essen für alle bereit zu stellen, sondern, dass die Betroffenen mit am Tisch sitzen müssen. Das war gestern (bei der Konferenz) nur eingeschränkt der Fall. Die Konferenz fand im Rahmen der G7 Präsidentschaft Deutschlands statt.
Dies war ein wichtiger Schritt, das Silo- und Schubladendenken der drei einladenden Ministerien, Landwirtschaftsministerium, Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Auswärtigem Amt abzubauen und gemeinsam eine solche Konferenz auf den Weg zu bringen. Weltweit leiden 345 Millionen Menschen akut an Hunger und über 1,7 Milliarden Menschen sind von der Ernährungskrise betroffen. Die Preise von Gas und Öl sind stark gestiegen und infolgedessen die Kosten für Dünger, Pestizide und Transport. Bäuerinnen und Bauern weltweit haben das Potenzial diese Krise zu meistern, in dem sie sich aus der Krise, die eine Abhängigkeitskrise von fossilen Rohstoffen und Weltmärkten ist, befreien. Eine Ökologisierung der Landwirtschaft hin zu den Prinzipien der Agrarökologie mit regionalen Kreisläufen und vielfältiger Landwirtschaft spielt dabei eine Schlüsselrolle. Dafür ist es notwendig, Bäuer*innen gesicherten Zugang zu Land, Saatgut und Wasser zu gewähren und sie gut zu beraten. Dafür braucht es Investitionen der Weltgemeinschaft, der G7, insbesondere in die Förderung der Agrarökologie.
Damit Staaten des globalen Südens in die Lage versetzt werden, um auf diese Hungerkrise zu reagieren und Investitionen in ihre Eigenversorgung zu tätigen, müssen diese umfassend entschuldet werden. Zur Entlastung der Weltmärkte, kommen wir in Deutschland und der EU nicht um eine Reduzierung des Konsums von tierischen Produkten herum. Dass über 60% der EU Getreide-Produktion im Futtertrog landen, ist in der momentanen Lage nicht akzeptabel.
Es braucht nicht den Freihandel, sondern einen fairen Handel."