
Rückstand bei Impfungen, Tests und Medikamenten
(Aachen/Würzburg, 11. Mai 2022) Am morgigen Donnerstag findet der zweite internationale COVID-19 Gipfel unter Führung von Deutschland, den USA, Indonesien, Belize und Senegal statt. Das virtuelle Treffen nehmen Misereor und medmissio zum Anlass, auf das Fortdauern der Pandemie in zahlreichen Ländern des globalen Südens und ihre weiter verheerenden Auswirkungen hinzuweisen.
„Der Gipfel muss ein Erfolg werden, damit das internationale Ziel, bis Mitte dieses Jahres 70 Prozent der jeweils eigenen Bevölkerung gegen COVID-19 zu impfen, nicht in vielen Ländern, insbesondere in Afrika, verfehlt wird. Es ist ein Skandal, dass afrikanische Staaten erst 38 Prozent der benötigten Impfstoffmengen erhalten haben, die notwendig wären, um das genannte Ziel zu erfüllen. Dies ist ein Zeichen für die mangelnde Solidarität reicher Länder und widerspricht insbesondere dem Erreichen des dritten Nachhaltigkeitsziels der Vereinten Nationen, ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters zu gewährleisten“, betont Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer von Misereor.
Er unterstreicht, dass die 17 Ziele, die unsere Welt verändern sollen, die gemeinsame Vision zur Bekämpfung der Armut und Reduzierung von Ungleichheiten bleiben und die Bedürfnisse und Prioritäten der schwächsten Bevölkerungsgruppen und Länder ganz oben stehen. Das bedeutet u.a. eine Konzentration auf eine effizientere Finanzierung zur Stärkung von Gesundheitssystemen, auf verbesserte Gesundheitseinrichtungen und Hygiene und einen besseren Zugang zu Gesundheitsfachkräften.
Das Gipfeltreffen schließt an eine erste Konferenz im September 2021 an und soll die kollektiven Anstrengungen der Staatengemeinschaft erhöhen, um die akute Phase der COVID-19-Pandemie zu beenden.
Staaten zahlen zu wenig Beitrag
Dazu erklärt Tilman Rüppel, Referent für Advocacy-Arbeit beim Institut für Gesundheit weltweit medmissio: „Im weltweiten Kampf gegen COVID-19 benötigen wir mehr als genügend Impfstoff. Wichtige Medikamente wie das vom US-Hersteller Pfizer produzierte Präparat Paxlovid sind nicht in global ausreichendem Umfang verfügbar. Wir teilen die Sorge der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass reiche Nationen die begrenzten Mengen dieses Medikaments aufkaufen und ärmere Staaten leer ausgehen werden - so wie zuvor bei der Verteilung von Impfstoffen gegen COVID-19 auch. Dringend muss zudem die Lücke bei der Finanzierung des weltweit wichtigsten Instruments zur Pandemiebekämpfung – dem sogenannten Access to COVID-19 Tools Accelerator (ACT-A) – in Höhe von fast 15 Milliarden US-Dollar geschlossen werden“, so Rüppel weiter.
ACT-A ist eine internationale Kampagne, die dazu beitragen soll, dass Instrumente gegen COVID-19 schneller entwickelt und allen Ländern auf gerechte Weise zur Verfügung gestellt werden. Während Norwegen und Deutschland ihren von ACT-A ermittelten fairen Beitrag bereits erfüllt haben, liegen große G7-Mitgliedsstaaten wie das Vereinigte Königreich, die Vereinigten Staaten oder Japan bei gerade einmal 46, 43 bzw. 32 Prozent des von ihnen zu leistenden Anteils.
Herstellung von Generika notwendig
„Wir fordern die Staatengemeinschaft dringend auf, solidarisch zu handeln und ärmere Länder im Kampf gegen die Pandemie zu unterstützen. Konkret erhoffen wir uns als Ergebnis des Gipfeltreffens, dass der weltweite Zugang zu Tests, Impfstoffen und Medikamenten gegen COVID-19 verbessert wird“, ergänzt Pirmin Spiegel. „Die Regierungen sollten den US-Hersteller Pfizer zu Preistransparenz beim Verkauf des Medikaments Paxlovid verpflichten und ihn auffordern, in mehr Ländern die Herstellung von Generika zu ermöglichen.“ Dabei handelt es sich um Arzneimittel, deren Patentschutz aufgehoben ist, die die gleichen Wirkstoffe enthalten und in der Regel preisgünstiger sind als Originalpräparate. „Außerdem erwarten wir eine Verständigung darüber, wie ein effektiver Technologietransfer für Impfstoffe, Diagnostika und Therapeutika gegen COVID-19 ermöglicht werden kann, ohne dass Hersteller weiter auf ihrem Patenschutz beharren“, bekräftigt Spiegel.
Kontakt
Hinweis an Redaktionen
Hier können Sie das Bild zur Pressemitteilung herunterladen. Achtung: Das Foto darf nur im Zusammenhang mit der Berichterstattung über diese Pressemeldung veröffentlicht werden. Es darf nicht archiviert oder für andere Zwecke verwendet und muss nach 6 Monaten unwiderruflich gelöscht werden.